Dienstag, 5. Januar 2010
Eigenarten
Wenn du mir deinen Rücken zudrehst, deinen schönen kalten Rücken, dann weiß ich nie, was ich sagen soll, ich weiß nicht einmal, was ich mir denken soll. Weil ich auch nie so genau weiß, was du denn gerade denkst, was du mir denn eigentlich damit sagen willst, wenn du mir deinen schönen kalten Rücken zudrehst. Manchmal überlege ich mir, dass du das vielleicht gar nicht mit Absicht tust, dass es nur eine deiner spröden Eigenarten sein könnte, die aber nichts bedeutet, zumindest nichts wichtiges, nichts, das mir etwas sagen soll. Ich würde dann gerne mit meinen Fingerspitzen deinen Nacken berühren, mit meinen Fingerspitzen deinen Haaransatz ganz sanft hinauf fahren und über den Ohren den Druck etwas verstärken, ein wenig nur, aber ich traue mich nicht, meine Hände heben sich und wollen dir und deinem Rücken und deinem Nacken entgegen kommen, aber auf halber Strecke bleiben sie stecken, auf der Höhe deiner Schultern und noch ein paar Zentimeter davon entfernt, dich zu berühren. Und du siehst es nicht, du siehst nicht, dass ich dich berühren möchte und es aber nicht kann, weil mir irgend etwas die Bewegung meiner Hände einfriert, du kannst nicht sehen, dass ich versuche mich dir zu nähern, denn du hast mir deinen schönen kalten Rücken zugedreht, und der Blick deiner Augen aus dem Fenster heraus verläuft sich zwischen dem Parkplatz und der Allee, und ich würde ihn gerne einfangen, diesen Blick, ich würde ihn mir gerne holen und ihn in meine Augen legen, würde ihn gerne lenken können, damit er nicht von mir weg, sondern zu mir her sieht, aber zwischen mir und deinem Blick liegen meine Hände, die sich nicht bewegen lassen und dein schöner kalter Rücken.
Und das alles, es ist überhaupt nicht schlimm, es macht überhaupt gar nichts aus, solange es nur eine deiner spröden Eigenarten ist, die aber nichts bedeutet, zumindest nichts wichtiges, nichts, das mir etwas sagen soll.

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